Meine Videos drehe ich mit einer günstigen Webcam an einem PC, der über 10 Jahre alt ist. Die Software ist Freeware, und das sieht man den Bildern auch an. Meinen Podcast nehme ich mit dem Handy auf, weil meine Mikrophone für den Computer nicht halb so gut sind.
Aber mein Inhalt ist mein Schweiß und Blut!
Und wie macht es die Konkurrenz? Sie kauft den schnellsten PC, die teuerste Software, ein professionelles Kamera-Team und einen Texter, der zwar keine Ahnung von der Materie hat, aber mit perfekt einstudierten Formulierungen geschickt darüber hinwegtäuschen kann. Alles wird zusammengepresst zu einem Produkt und mit einer wichtigen Marketing-Firma groß angepriesen.
Wer ist Dir sympathischer?

Im Spiel ‘Perfektion gegen Seele’ gewinnt immer die Seele.
Warum? Weil Menschen nach Verbindung streben. Wir möchten einen echten Austausch von Herz zu Herz. Wir wollen berührt werden. Nicht umsonst heißt es Behandlung; weil so viel Macht in der Hand steckt, die sich um uns sorgt, uns pflegt und tröstet. Unsere menschlichen Triebkräfte sind Sehnen und Träumen, nicht Logik und Kalkül.
Und so begeistert jede Story, in welcher ein armer Tellerwäscher seinem Traum folgt, seiner Vision, einem höheren Ziel.

Er wünscht sich eine Verbesserung in der Welt, die sowohl ihm wie vor allem auch der Gesellschaft nützlich sein soll. All seine Kräfte wendet er für seinen Traum auf, er arbeitet Tag und Nacht und gegen alle Widerstände: Sein Chef bezahlt ihm nicht alle Überstunden, seine Mitarbeiter mobben ihn für seinen Ehrgeiz und seinen Stolz, seine Freundin verlässt ihn für einen erfolgreichen Geschäftsmann. Die Leute aus seinem Dorf haben nie geglaubt, dass mehr als ein Tellerwäscher in ihm steckt.
Dazu hat er selbst noch Schwächen, die ihn straucheln lassen: Er ist spielsüchtig, kaut unter Stress Fingernägel, vergisst wichtige Termine. Wir sehen es ihm nach. Nein, mehr noch. Es sind gerade seine Schwächen, die ihn in unseren Augen menschlich und liebenswert machen. Wir lieben ihn seiner Verzweiflung und seiner Tränen wegen. Wir erkennen uns selbst in ihm wieder.
Wie gerne wollen wir sehen, dass er doch noch sein Ziel erreicht. Dass er es seinem Chef und seinen Mitarbeitern zeigt. Dass seine Ex-Freundin ihn eines Tages sieht und es bereut, ihn verlassen zu haben – vor allem, weil ihr erfolgreicher Geschäftsmann sie schon wieder für eine Neue hat sitzen lassen.
Wir möchten, dass er erlebt, wie sich sein Traum verwirklicht. Und all die Mühe hat sich schließlich bezahlt gemacht. Er überwindet seine Spielsucht, diszipliniert sich so weit, dass er keine Fingernägel mehr kaut. Organisiert sein Leben neu, so dass er keinen Termin mehr verpasst.
Zum Schluss ist er Millionär. Wir gönnen es ihm so sehr und freuen uns mit ihm. Und während sein Traum Wirklichkeit geworden ist und die Welt bereichert, kehrt er in seine Heimat zurück und führt wieder das Leben eines einfachen Mannes, denn nie wollte er mehr. Und die Menschen lieben ihn.

Plots und Masterplots
Es gibt gewisse, immer wiederkehrende Muster an Geschichten. Diese Muster nennt man Plots. Der amerikanische Schriftsteller Ronald B. Tobias beschreibt 20 Masterplots, welche er als die wichtigsten Plots definiert. Diese archetypischen Strukturen bewegen uns immer wieder aufs Neue, denn sie spiegeln allgemeingültige Erfahrungen wieder, die uns als Menschen betreffen – und daher auch betroffen machen können.
Darunter befindet sich der Aufstieg. Dieses Muster ist uns am geläufigsten unter der Beschreibung “vom Tellerwäscher zum Millionär”.
Der “Fall” ist nicht minder dramatisch für uns, es ist eben die Geschichte “vom Millionär zum Tellerwäscher”. Mit so manchem seelenlosen Millionär hätten wir dabei überhaupt kein Mitleid.
Doch Geschichten verbinden uns: Dieser Millionär ist überdeutlich menschlich, stolpert über seine eigenen Schwächen, stürzt in ein Verderben, welches wir niemandem wünschen. Und wenn die Geschichte gut gemacht ist, dann ist es uns egal, ob ihm das Schicksal einfach nicht mehr hold war, oder ob es seine Arroganz war, der unerschütterliche Glaube an seine Unfehlbarkeit, also seine eigenen Fehler, die ihn letztlich alles kosteten. Denn auch solche Eigenschaften tragen wir in uns. Und sie in anderen gespiegelt zu sehen, rührt etwas in uns an, ohne uns selbst zu verletzen.

Perfektion und Business
Was haben nun Perfektion und Masterplots mit deinem Business zu tun?
Unternehmer und Unternehmen stellen sich gerne dar als die perfekten Macher, Zauberer und Alleskönner. Die Angst vor Fehlern ist gigantisch. PR-Agenturen verdienen viel Geld damit, für Fehlentscheidungen rückwirkend schlaue Erklärungen zu erfinden.
Doch Fehler sind menschlich. Fehler machen sympathisch.
Die Sozialpsychologie hat längst herausgefunden, dass ein allzu perfektes Auftreten unsympathisch macht.
Wir wollen eine gerechte Welt, in dem der fleißige aber unperfekte Tellerwäscher eines Tages mit seinem unfreundlichen und unverdient reichen Chef die Rollen tauschen kann.

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Steh zu deinen Schwächen
Es ist also nicht einfach nur sinnlos, Angst vor Fehlern zu haben. Es macht sogar Sinn, sie öffentlich zu machen. Sich damit zu zeigen. Davon zu erzählen.
Was wäre eine Story, wenn der Held immer stärker und besser wird und letztlich ohne einen Fehler gemacht zu haben den Bösewicht besiegt? Erst durch seine Unvollkommenheit und sein Straucheln lassen wir zu, dass er nicht nur das Herz der Prinzessin, sondern auch das unsere erobert.
Mache aus deinen Fehlern eine gute Story.
(Und wenn Du nicht weißt, wie, sprich mich darauf an!)
Erzähle davon, wie dieser Fehler Dich besser gemacht hat. Zeige uns, dass Du ein Mensch bist.
Wir werden Dich dafür lieben!

2 Antworten auf „Perfektion ist der Tod deines Unternehmens“
Hallo Marten, interessante Gedanken zum Thema Angst vor Fehlern und der Umgang damit. Von Dir kann man echt noch viel lernen. L.G. Christina
Hallo und vielen lieben Dank, Christina! Freut mich, dass Dir der Beitrag zusagt. Es ist auch so ein bißchen Eigentherapie, denn ich perfektioniere mich auch gerne tot. 😉 Auch, wenn man das nicht sieht. Was ja gut ist! 😀
LG, Marten