Nutze diesen Augenblick, dein Storytelling auf elementarster Ebene zu verbessern!
Denn Storytelling fängt nicht mit dem Roman an, nicht mit dem Absatz, nicht mit dem Satz.
Storytelling beginnt mit dem ersten Wort!
Vom Abstrakten zum Konkreten
Wolf Schneider sagte einmal: “Hühner höre ich noch gackern, Geflügel nicht mehr.”
Haus – was fällt Dir zu diesem Wort für ein Bild ein? Mit hoher Wahrscheinlichkeit nach ein ganz anderes als mir oder jemandem anders.
Wie kannst Du dafür sorgen, dass wir ein annähernd gleiches Bild zu deinem Wort im Kopf haben?
Durch Konkretisierung.
Benutze deine Wörte so exakt wie möglich: Ist es
- eine Villa,
- ein Bungalow,
- ein Landhaus, oder vielleicht
- eine abbruchreife Bruchbude?
Welche Farbe hat das Gebäude? Wie groß ist es? In welchem Zustand?
Je länger Du brauchst, um etwas zu beschreiben, umso öfter muss ich gegebenenfalls das Bild korrigieren, das ich mir bereits gemacht hatte. Das strengt mich an und ich verliere das Interesse an deinem Text.
Schärfe deinen Blick für diese Art von Vagheit. Sie sind auch ein Fallstrick für Wiederholungen. Besonders in Dialogen sagt oft der eine etwas, dann sagt der andere was dazu, dann sagt wieder…
Viel eleganter und interessanter ist es, wenn geflüstert wird, gemurmelt, gegrummelt, gescherzt, gehöhnt oder auch kombiniert, geschlussfolgert, analysiert.
Drei rote Autos sind schnell getippt – aber langweilen dein Publikum. Der verbeulte BMW war burgunderrot, der blutrote Mercedes sah sauber und gepflegt aus, obwohl man ihm sein Alter ansah und der offensichtlich neue Audi war eher mit einem Terracottarot beschichtet. Man ahnt gleich, wer der Mörder ist, oder?
Apropos Mörder:

Töte die Schwätzer
(Ich meine natürlich Wörter!)
Überflüssige Wörter sind überflüssig. Dieser komplette Satz ist unnötig, richtig? Streiche ihn erbarmungslos aus deinem Text, wenn Du ihn dort zufällig antreffen solltest.
Nur weil Du Wörter aneinanderreihst, ist damit noch nicht sichergestellt, dass sie auch für Dich arbeiten. Um nicht (überflüssigerweise) zu sagen: Manche (Wörter) arbeiten gegen Dich!
Der Rabe flog davon. Die Taube flog auch davon.
Der Rabe flog davon. Die Taube auch.
Rabe und Taube flogen davon.
Welche Version gefällt Dir am besten? Welche ermüdet Dich eher, vor allem, wenn diese Schreibweise öfter im Text auftaucht?
Es gibt Wörter, die wichtig sind. Sie spielen eine entscheidende Rolle, machen deinen Text spannend und interessant, geben dezente Hinweise oder lassen leise Zwischentöne laut werden. Natürlich dürfen – nein, müssen – sie bleiben!

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Klar, verständlich, elegant
Aber prüfe jeden Satz darauf, ob er aussagt, was Du ihn aussagen lassen willst. Prüfe jedes Wort darauf, ob es deinen Satz unterstützt, oder vielmehr ein lästiger Mitesser ist.
- Ist dein Satz vage oder klar?
- Ist er verständlich oder kann man ihn anders verstehen, als er gedacht ist?
- Ist er elegant oder benutzt er die gleichen Wörter wie die drei Sätze vor ihm?
Klarheit, Verständlichkeit, Eleganz – das sind Eigenschaften, die jeder Text aufweisen sollte!

Vom Konkreten zum Abstrakten
Zur Eleganz gehört, dass Du Dich nicht wiederholst.
Wenn Du klar gemacht hast, dass das “Haus” ein zweistöckiges, marmoriertes Landhaus im viktorianischen Stil ist, dann kannst Du im nächsten Satz durchaus vage werden. Denn dann weiß ich ja bereits, was mit Haus oder sogar Gebäude gemeint ist, und der Leser ruft das richtige Bild automatisch vor seinem inneren Auge ab.
Wie wäre es mit einer Übung?
Erfinde eine Story aus 6 – 10 Wörtern.
Poste sie in den Kommentaren, damit auch andere Leser davon inspiriert werden.
Mein Beispiel ist: Ampel. Ferrari. Goldkettchen. Lange Beine. Motorheulen. Grün. Falscher Gang. Abgesoffen.
Nicht besonders dramatisch, aber es hat sicher Bilder hervorgerufen. Teilweise sehr konkrete, manche bewusst vage.
Du kannst es besser. Leg los!